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lernen an stationen I
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lernen ... differenzierung
homogene lerngruppen ...


Einige Hinweise zum Unterrichten
in einer altersgemischten, leistungsinhomogenen Gruppe


Statt Unterrichten würde ich viel lieber von Begleitung reden.
Unabhängig davon, wird es unterschiedliche und sicherlich auch viele gemeinsame Aktivitäten geben, jedoch vermutlich ganz wenige, in denen alle Schüler/innen der ganzen Lerngruppe dasselbe und möglichst auch noch zur selben Zeit machen.

Orientierungsphasen:

Die ganze Klasse ist zusammen. Die Lehrerin bzw. der Lehrer bespricht mit der ganzen Gruppe die vorgeschlagene Planung, Möglichkeiten für die nächste Lernphase, z.B. eine Woche. Die Schülerinnen und Schüler orientieren sich und machen nach dieser vermutlich jeweils relativ kurzen Phase Abmachungen mit anderen über mögliche Zusammenarbeit, also Partnerarbeiten oder Gruppenarbeiten. Selbstverständlich sind auch Rückfragen der Schülerinnen und Schüler und Informationen untereinander in diesen Phasen integriert.

Die Lehrperson tritt also als zurückhaltender Organisator und Koordinator auf.

Die Arbeit selbst - allgemein und Einführungen

Der Lehrer oder die Lehrerin macht ggf. mit Teilgruppen Einführungen, bespricht mit Einzel-nen oder ganzen Gruppen Arbeiten oder / und Lernergebnisse, arbeitet mit kleinen Gruppen oder einzelnen Schülern und nimmt sich vor allem auch Zeit für Beobachtungen.

Die Lehrperson führt, falls überhaupt notwendig, in neue Gebiete ein und gibt so die Voraussetzungen, um anschließend selbständig weiterarbeiten zu können. Schüler/innen, die entweder Interesse an einem Gebiet zeigen, oder nach Meinung der Lehrkraft auf der Grundlage ihrer Voraussetzungen nun diese Inhalte bearbeiten sollen, werden zu derartigen Einführungen zusammengefaßt. Wichtig ist dabei, dass hier möglichst oft neue Gruppenzusammensetzungen entstehen und damit eine Fixierung z.B. auf herkömmliche Jahrgangsgruppen vermieden wird.

Bei den Einführungen sollten die Gesetze der Lernbiologie beachtet, Vernetzungen hergestellt, verschiedene Eingangskanäle angesprochen und möglichst beide Gehirnhälften aktiviert werden. Das Hauptanliegen dieser Phasen ist das Nachgehen einer oder mehrerer Fragen, also das Verstehen, weniger das Können. Solche Einführungen sollten gemeinsam begonnen, können jedoch von den Schülerinnen und Schülern nach eigenem Ermessen beendet werden. Sie können aus diesen Einführungsphasen aussteigen, wenn sie in dem bearbeiteten Problembereich genügend Sicherheit haben, um selbständig weiterarbeiten zu können.
Selbstverständlich können (und sollten) solche Einführungen auch von Schülern selbst übernommen werden, die den zu bearbeitenden Inhalt bereits beherrschen.

Arbeit mit einzelnen Schülerinnen, Schülern oder Gruppen

Arbeiten an einem Plan, möglichst von den Schülern selbst aufgestellt, ermöglicht Selbständigkeit und gibt damit der Lehrerin oder dem Lehrer die Möglichkeit mit einzelnen Schülerinnen und Schülern zu arbeiten.
Wie bei einer Einführung ist diese jedoch nur dann wirkungsvoll möglich, wenn die anderen respektieren, dass sie nun keinen Anspruch auf die Lehrperson haben. Sie müssen sich dann gegenseitig helfen oder aber auf eine andere Tätigkeit ausweichen.

Die ganze Lerngruppe, also die ganze Klasse

Die ganze Lerngruppe ist nur zusammen, wenn alle an einem Vorhaben arbeiten, sich auf unterschiedlicher Ebene mit einem Inhalt oder einer Fragestellung auseinandersetzten, wenn sie sich z.B. gegenseitig informieren, Erfahrungen austauschen und besprechen oder auch im künstlerisch musischen Bereich gemeinsam arbeiten. Gemeinsame Arbeit ist auch dann immer möglich, wenn innerhalb eines Themengebietes auf unterschiedlichen Ebenen individualisiert geübt wird. Dies scheint mir z.B. möglich im Zusammenhang mit Zahlbereichen, Mathematik überhaupt, Inhalte zum Bereich "Texte" und natürlich in den Sachfächern, weil dort ein Zugang auf unterschiedlicher Ebene möglich ist.

Sich als Lehrerin / Lehrer immer wieder (möglichst oft) Zeit zum Beobachten nehmen!

Es ist wichtig, einzelne Schüler/innen, Gruppen oder die ganze Klasse beim Arbeiten zu beobachten:
Wie gehen einzelne an die Arbeit? Wie ist die Atmosphäre? Wer kann sich längere Zeit mit einer Aufgabe beschäftigen, einfach dranbleiben? Was macht ein ganz bestimmter Schüler während einer Viertelstunde? Für welche Inhalte und Lernformen zeigen einzelne Schüler/innen oder Lerngruppen Interesse? Wie lange oder wie oft bearbeitet ein Schüler dieselbe oder ähnliche Aufgaben? Gibt es Situationen, in denen einzelne Schüler oder Lerngruppen sozial oder emotional überfordert sind? Wo ist Hilfe zur Selbsthilfe erforderlich?

Die Lehrerin oder der Lehrer ergänzt seinen durch Beachten erhaltenen Überblick durch zusätzliche Rückfragen, durch das Einholen von Auskünften zum aktuellen Stand der Arbeiten.
Notizen verhelfen zu einer gesicherten Beobachtung über Lernfortschritte im Hinblick auf den Gesamtprozess und sammeln das jeweils nur situative Erfassen (und Vergessen).

Klar ist, dass auch dies einer bestimmten Übung und Fertigkeit bedarf und die Lehrerin oder den Lehrer ganz besonders bei sehr aktiven Schüler/innen stark fordert und eine hohe Flexibilität voraussetzt.

Eine große Bitte: Verschiedenheiten akzeptieren !!

Einige Regeln, die den Schüler/innen beim selbständigen Bearbeiten / Arbeiten behilflich sind:

  • gemachte Aufgaben werden mit vorhandenen Lösungen verglichen und überarbeitet,
  • alle gemachten Aufgaben haben eine Rückmeldung verdient (selbst über Lösungsblätter, durch andere Schüler ggf. auch durch die Lehrkraft usw.),
  • schriftliche Anweisungen müssen erlesen werden; dasselbe gilt für schriftliche Rückmeldungen,
  • Schüler dokumentieren ihre gemachten Aufgaben durch ein Lernbuch, abhaken, abgeben o.ä.,
  • bei der Auswahl einer Aufgabe gibt es eine "Inkubationszeit", erst nach dieser gilt die Arbeit als begonnen, 
  • angefangene Arbeiten müssen auch erledigt werden, 
  • ein Schüler/ eine Schülerin muss die Zeit selbst einteilen, wobei die Übungsfelder für die Zeiteinteilung unterschiedlich groß sein können, 
  • Schülerinnen und Schüler (und Lehrpersonen) müssen lernen mit Lernunlust umzugehen!
  • wer Hilfe benötigt, muss sie sich selbst holen!
  • die eigenen Grenzen werden gesucht und müssen im Laufe der Zeit erst selbst erfahren werden
  • eine Selbstbeurteilung muss aufgebaut werden, was jedoch durch eine Fremdbeurteilung eingeschränkt oder gar vermieden wird
  • leises aktives Arbeiten inmitten anderer mit anderen Tätigkeiten will erst gelernt und geübt sein.
  • Korrekturen müssen immer besprochen werden

Solche komplexe, selbständige und kooperative Verhaltensweisen aufzubauen braucht Zeit!!
Sie können jedoch nur durch eigenes aktives Tun aufgebaut werden. Einfluss von aussen lässt kein dauerhaftes von innen kommendes Verhalten aufbauen.

Schüler und Schülerinnen helfen einander:

Schülerinnen und Schüler helfen anderen beim Lernen oft besser als Erwachsene. Beim Helfen bekommen die Helfer oft wichtige Rückmeldungen über die eigene Kompetenz und erleben eigene Lernfortschritte: 

  • Die eigene Arbeit unterbrechen um anderen zu helfen,
  • sich von übermäßigen Hilferufen abgrenzen,
  • erfahren, dass Gemeinsamkeit stark macht,
  • feststellen, wo ich selbst in der Schülerrolle, wo in der "Lehrerrolle" bin,
  • lernen, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben (nicht für den anderen machen),
  • anderen helfen und sich helfen lassen.

Dies sind m.E. Fähigkeiten und Fertigkeiten und genauso Haltungen, die sowohl im persönlichen Bereich als auch gesamten Leben viel erleichtern und zu einer guten Lebensqualität beitragen können.
Eine erfolgreiche Arbeit an diesen Zielen ist nur im alltäglichen "Unterricht" möglich, einem Unterricht, der dies auch zulässt, möglichst sogar begünstigt.

Hier sind  meine    FOLIEN 

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