kunst und heilen
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Kunst und Heilen
Eine Idee macht Schule, eine Idee braucht Schule

In der Schule für das Leben lernen - in der Schule mit dem Leben lernen. Dazu gehört in allen Schularten auch soziales Lernen, Begegnung und Umgang mit Krankheit und Kranken usw..Dies war der Ausgangspunkt für ein Pilotprojekt Böblinger Schulklassen und dem dortigen Krankenhaus, in dessen Rahmen bei jungen Menschen das Bewusstsein für soziale Fragen und Problemstellungen im Krankenhausbereich geschärft werden sollte. Zum anderen sollte ein neuer Weg der Kommunikation durch bildnerisches Arbeiten beschritten werden.

Nach Abschluss des Pilotprojekts und im Zusammenhang mit der "zweiten Runde" im Sindelfinger Krankenhaus soll diese Idee als eine Möglichkeit fächerverbindenden Arbeitens aufgezeigt und zur Nachahmung empfohlen werden. Ohne Unterstützung der Schulleitung ist dieses mit dem außerschulischen Lernort "Krankenhaus" gekoppelte Projekt kaum leistbar. Dafür bietet eine derartige Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus eine herausragende Möglichkeit für Schulen, und damit natürlich für die Schülerinnen und Schüler und die Lehrkräfte selbst, Sozialkontakte zu knüpfen und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.

Einige Aussagen zur Grundidee:

Pflegebedürftige Menschen umgeben uns auf der einen Seite tagtäglich, allerdings immer weniger innerhalb der Familie. Das Umgehen mit kranken Menschen und Pflegebedürftigen wird heute meist auf das Krankenhaus oder Pflegeeinrichtungen verlagert; wird für Kinder und Jugendliche zur anonymen Handlung.

Gezielte Besuche im Krankenhaus helfen diese Anonymität abzubauen.

Die räumliche Verlagerung bringt Patienten und Pflegebedürftige aus ihrer vertrauten Umgebung in eine unbekannte "Einrichtung", von der sie weder das Gebäude noch die Technik und auch nicht das Pflegepersonal kennen.

Kinder und Jugendliche sollen damit die Möglichkeit erhalten, ohne direktes Betroffensein als Kranker, das Krankenhaus als Gebäude, die Technik und einige dort arbeitende Menschen kennenzulernen.

Die ganzheitliche Betrachtung des Menschen in der Heilkunde kann in vielen Kulturkreisen auf eine lange Tradition zurückblicken. Trotzdem hat mit Beginn der vorwiegend naturwissenschaftlich orientierten Medizin das Wissen um den "ganzen Menschen" in seiner geistig - körperlichen Komplexität an Bedeutung verloren. Erst seit kurzem setzt sich wieder die Erkenntnis durch, daß für die Genesung der Patienten neben einer optimalen medizinischen Versorgung auch das räumliche und soziale Umfeld von großer Bedeutung ist. Hier spielt die ästhetische Gestaltung der "Umwelt Krankenhaus" und die Möglichkeit zur kulturellen Teilhabe auch während der Krankheit für den Patienten eine besondere Rolle.
Es bietet sich an, daß beteiligte Schulklassen über die im Unterricht gestalteten Arbeiten in das Gespräch mit Patienten kommen. Zudem erscheint es durchaus möglich, daß Patienten sich viel mehr über ein von Kindern gemaltes Bild im Krankenzimmer freuen, als über einen Kunstdruck mit Werken professioneller Kunst.

Die Grundzüge des Projekts:

Die Darstellung von Strukturen sollen dabei auf keinen Fall den Schluß zulassen, daß es sich hier um ein sehr enges Projekt handelt, das den Namen "Projekt" eigentlich nicht verdient. Genau die wesentlichen Merkmale eines Projekts im eigentlichen Sinne können hier sehr gut umgesetzt werden:

  • Einbringen der Projektidee durch die Lehrkraft oder ein aktuelles Ereignis
  • erste gemeinsame Planung (Möglichkeiten suchen, die das Thema bietet, Grundlagen beschaffen, eine Grob-und Zeitplanung erstellen,
  • sich auf ein Hauptziel und das Vorgehen einigen
  • die Verwirklichung durch die Gestaltung von Einzelschritten
  • Zwischenphasen mit der Festlegung des weiteren Vorgehens und vielleicht auch
  • ein Produkt, das sich entweder in einer Ausstellung, in Veröffentlichung oder auch nur im eigenen Bewußtsein widerspiegelt.
  • als Abschluß eine Kritik- und Besinnungsphase.

  1. Eine Klasse einer Schule (Grundschule, Hauptschule, Realschule oder Gymnasium) sucht sich im Umkreis ein Krankenhaus. Die Klassenstufen 2 bis 8 bieten sich hier vorrangig an. Bei Weiterfühung von Klassen ist eine Gestaltung des Projekts über den Schuljahreswechsel hinweg durchaus sinnvoll.
  2. Die Projektleiterin, der Projektleiter informiert sich zunächst über Besichtigung der Situation vor Ort im Krankenhaus und vielleicht auch schon durch Gespräche mit Patienten. Häufig bestitzen die Krankenhäuser auch Videofilme über das Krankenhaus selbst und über Pflegeberufe.
  3. Die Projektidee wird in die Klasse eingebracht. Dafür eigenet sich entweder ein aktueller Anlaß (Schüler im Krankenhaus, Verkehrsunfall mit Verletzten, oder auch z.B. eine Bildergeschichte o.ä.)
  4. Eine erste Phase könnte bei den Schülerinnen und Schülern über eine Besichtigung des Krankenhauses (Blick hinter die Kulissen) weiteres Interesse wecken und mithelfen, das weitere Vorgehen gemeinsam zu planen.
  5. Berichte über diese Aktivitäten oder bereits die "Produktion" von Bildern für das Krankenhaus können die inhaltliche Beziehung zu den üblichen, eher fachbezogenen Arbeiten herstellen.
  6. Kontakte zu den Patienten auf ganz unterschiedlicher Ebene wären eine mögliche Fortsetzung:
    • Das Vorstellen der Bilder und das Aufhängen in den Krankenzimmern gibt Gelegenheit, die Arbeiten im Gespräch vorzustellen und zu diskutieren (Feedback).
    • Ein Briefkontakt als Rückmeldung auf vorausgehende Besuche bietet die Möglichkeit, Empfindungen und Erfahrungen auszudrücken.

  7. Als möglicher Abschluß könnten die Schülerarbeiten (Bilder, Berichte, Dokumentationen usw.) im Rahmen einer größeren Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert werden.
  8. Falls über Öffentlichkeitsarbeit, das Krankenhaus, die evtl. unterstützende Beteiligung eines Geldinstiuts o.ä. auch nur geringe Geldmittel zur Verfügung stehen, bietet sich als Anerkennung für die Schülerinnen und Schüler eine gemeinsame Aktivität (gemeinsame Arbeit, Besichtigung o.ä.) mit einem örtlichen Künstler an.

Weitere Anregungen und eine ausführlichere Darstellung des Pilotprojektes sind in einer Dokumentation des Landesinstituts für Erziehung und Unterricht Stuttgart im Auftrag des Ministeriums für Kultus und Sport Baden Württemberg veröffentlicht. Diese Dokumentation liegt in begrenztem Umfang bei den Staatlichen Schulämtern zur Ausleihe bereit und kann in Einzelfällen auch beim Ministerium direkt angefordert werden.

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