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Lernen an Stationen
Methoden-Tipps

Warum an Stationen lernen?

Die Schülerinnen und Schüler in einer Klasse bringen alle individuelle Voraussetzungen mit. Sie haben unterschiedliche Lernerfahrungen, unterschiedlichen Wissenstand, ihre individuelle Aneignungs- und Bearbeitungsmethoden, mit denen sie sich in Lern- und Arbeitsprozesse einbringen. Häufig sind Lernprozesse im Unterricht jedoch noch sehr linear und für fast alle Lernenden möglichst gleich angelegt und gefordert. Die Inhaltsebene rückt stark in den Vordergrund und verlagert das Lernen selbst oft in die häusliche Arbeit oder in die Lernphase vor der nächsten Leistungsmessung (Klassenarbeit)

Beim Lernen an Stationen können sowohl inhaltliche Vorgaben und Strukturen berücksichtigt als auch über verschiedenartige Arbeitsaufträge die Unterschiedlichkeit der Lernenden und unterschiedliche Möglichkeiten der Zusammenarbeit berücksichtigt werden. (Bauer, Pädagogik 7-8/98, S 25 ff)

Kennzeichnende Merkmale:

  • Die Lehrkraft setzt mit Hilfe eines Angebots von selbstständig zu bearbeitenden Lernstationen den inhaltlichen Rahmen. Dies kann sowohl ein bestimmtes Teilgebiet (eine Lerneinheit) aus einem Fach sein als auch ein eher projektartiger Zugang für fächerverbindende oder fächerübergreifende Thematik.
  • Wenig gleiches, dafür jedoch unterschiedliches Material- oder Experimentierangebot wird wie Demonstrationsmaterial an einzelnen Stationen den Lernenden für die Bearbeitung ihrer Aufträge zur Verfügung gestellt und ist somit meist nur als Einzelausfertigung erforderlich.
  • Die einzelnen Angebote berücksichtigen möglichst viele unterschiedliche Voraussetzungen von Schülerinnen und Schülern.
  • Eine ausreichende Bearbeitungsdauer ermöglichst jedem Lernenden eine positive und angemessene Lern- und Arbeitssituation.
  • Den Lernenden wird über das Angebot geholfen, sich in vorgegebenen Strukturen zu orientieren, miteinander zu arbeiten, sich selbstständig für Aufgaben zu entscheiden, untereinander Argumente und Hilfen auszutauschen, die Arbeit und deren Ergebnisse selbst zu verantworten, sich auf etwas zu konzentrieren.

Wie macht man das?

  1. Vorarbeiten / Planung
    • Den Schwerpunkt der Unterrichts- oder Übungseinheit festlegen, da sich an der Schwerpunktsetzung die Ausgestaltung der Lernstationen ausrichtet:

      • beim Üben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, Übungsgesetze, möglichst viele Lerneingangskanäle, unterschiedliche Sozialformen usw.
      • beim vertiefenden Bearbeiten z.B. in naturwissenschaftlichen Fächer, Sachfächern usw. kann die Struktur der Einführungsstunde oder Phase leiten
      • beim selbstständigen Erarbeiten müssen bisher eher dargebotene Inhalte in Interesse weckenden Arbeitsaufträgen den eigenen Zugang für den Lernenden ermöglichen

      Die zu bearbeitenden Inhalte strukturieren, in Teilgebiete und Schwerpunktsetzungen aufteilen:

      • unterschiedliche Übungsinhalte oder Übungsschwerpunkte trennen
      • Teilschritte von Erarbeitungsphasen z.B. in Anlehnung an die Bruner’schen Ebenen (Handlungsebene, bildliche Darstellung, symbolische Darstellung) beachten
      • Neue Inhalte in Teilgebiete gliedern, die sich am Inhalt selbst, an Darstellungsformen, an Bearbeitungsformen, an geforderten Lernergebnissen, an Sozialformen usw. orientieren können.

      Einzelne Arbeitsaufträge erstellen, welche sowohl das notwendige Material, Buch, Buchseite usw. nennen, als auch die Arbeitsanweisung selbst beinhalten und vor allem Hilfen anbieten, wenn jemand noch nicht weiß wie es geht:

      • Versuchsbeschreibungen mit Material
      • Bilder mit Handlungsanweisung
      • Texte mit Hinweisen zur Bearbeitung
      • Musteraufgaben mit Arbeitsauftrag
      • Offene Aufgabenstellungen (stelle in deiner Form dar . . .)
      • Arbeitsblätter usw.

      Hilfen anbieten, unterschiedliche Sozialformen anregen:

      • Hilfen, die im bisherigen Unterricht verbal gegeben werden, müssen hier in schriftlicher oder bildlicher Form beigefügt werden.
      • Hilfen können sich auf Verweise zu einem Buch, auf Mitschüler, auf Lehrerhilfe, auf eine Musteraufgabe, auf einen Textbeginn usw. beziehen.
      • Möglichst auch unterschiedliche Sozialformen (Einzel- Partner- oder Gruppenarbeit) in der Anweisung bereits berücksichtigen bzw. anregen.

  2. Arbeitsaufträge im Klassenzimmer zur Verfügung stellen.
    • Arbeitsaufträge sollten auf jeden Fall "geschützt" im Klassenzimmer angeboten werden. Dazu eigenen sich Prospekthüllen oder auch das dauerhaftere Kaschieren (Folieren).
    • Es ist sinnvoll, unterschiedliche Schwerpunkte, Inhaltsgebiete usw. auf farbiges Papier zu kopieren, da dies die Struktur für den Lernenden verdeutlicht und rasche Orientierung ermöglicht.
    • Arbeitsaufträge sollten möglichst "dauernd" zur Verfügung stehen, daher eignet sich besonders das Aushängen an Pinnwänden, Nagelleisten, oder aber auch das Auslegen auf Seitenschränken, Fensterbänken, Regalen, in Ablagekörben usw.
    • Das Auslegen auf den Schülertischen erwies sich als unpraktisch (jeweiliges Austeilen und anschließenden Einsammeln und vor allem Störungen bei der Arbeit)
    • Über stapelbare Ablagekörbchen können die Arbeitsaufträge auch im Fachlehrerbetrieb schnell aufgebaut und anschließend wieder abgebaut werden.

  3. Zeitrahmen und Arbeitsmenge festlegen und die Art der Dokumentation und Kontrolle von Arbeitsergebnissen klären.
    • Individualität zulassen! Daher Mindestanforderung pro Teilgebiet nennen (z.B. "Aus jedem Gebiet mindestens 2 Aufträge erledigen, ansonsten so viele bis du dich sicher fühlst!")
    • Der Gesamtumfang der Arbeitszeit orientiert sich am bisherigen Zeitrahmen der Unterrichtsarbeit (jedoch ggf. in Koppelung mit anderen Fächern)
    • Ggf. Anteile anderer Fächer in die Zeitvorgabe integrieren.
    • Arbeitszeiten sind in der Regel die im Stundplan vorgesehenen Fachstunden.
    • Die Bearbeitung von Lernstationen in Rahmen einer Einheit kann sich also durchaus auf 2- 3 Unterrichtswochen erstrecken.
    • Die Dokumentation kann durch Hefteinträge, Wandzeitungen, szenische Darstellungen, Zeichnungen usw. erfolgen.
    • Hinweise dazu sind entweder auf dem Arbeitsauftrag selbst oder pauschal anzubieten.
    • Selbstkontrolle (Vergleich mit Lösungsblatt oder Vorgaben) oder Partnerkontrolle sollten ermöglicht werden. (Kontrollieren muss geübt sein!)
    • Bewertungskriterien müssen bekannt sein oder genannt werden.

  4. Gesprächsphasen integrieren:
    • Gesprächsphasen dienen dem Austausch, der gegenseitigen Information, möglicher Zusammenfassungen und vor allem auch der Motivation!
    • Sie können beliebig in die Arbeit integriert werden, wenn das anschließende Weiterarbeiten (auch in der nächsten Unterrichtsstunde) ermöglicht wird.
    • Über vorgegebene (z.B. inhaltliche) Schwerpunktsetzungen von Gesprächsphasen sollten die Schüler/innen vorher informiert sein, damit sie sich ggf. mit den Inhalten bereits auseinander setzen können.
    • Aussprachen über Lernformen, Lernwege, Lernerfahrungen usw. ermöglichen bzw. bewusst integrieren (berücksichtigt Lernprozesse).
    • Dokumentationen oder Vorstellungen von Lernergebnissen sind integrierbar.

  5. Leistungsmessung orientiert sich an den Schwerpunkten der Arbeit:
    • Formen bisheriger Klassenarbeit sind möglich, müssen jedoch ggf. die unterschiedliche Schwerpunktsetzung der Schüler/innen berücksichtigen (offenere Aufgaben bzw. Fragestellungen)
    • Betrachtung des Lernprozesses neben dem Lernprodukt ist unabdingbar! (Allgemeine und gezielte Beobachtungen durch die Lehrkraft - und Selbstbeurteilung)
    • Dokumentationen, Berichte usw. werden stärker als bisher berücksichtigt.

Lernen an Stationen fordert eine umfangreiche und sicherlich auch zeitintensive Vorbereitung. Im Unterricht verlagert sich die Aktivität mehr auf die Schüler/innen und schafft damit Freiräume für die Lehrer/innen, die zum Beobachten, für individuelle Hilfen, für Gespräche usw. genutzt werden können

Gliederungsvorschläge und Darstellung der Vorgehensweise für folgende Themengebiete:

  • Grundverständnis für Bruchteile und Brüche erzeugen (siehe auch Cornelsen Themenheft Bruchrechnen" von Bauer/Maurach)  Abbildung hier
  • Gesetzmäßigkeiten bei Bewegungsvorgängen kennen lernen  Abbildung hier
  • Radioaktivität (siehe auch Cornelsen - Themenheft "Radioaktivität" von Markwald) Abbildung hier

Roland Bauer: Schülergerechtes Arbeiten in der Sekundarstufe I, Berlin, 2.Auflage 1999, Seite 67)

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