kunst und heilen
beratung und schulaufsicht
lernen an stationen I
lernen an stationen II
lernen ... differenzierung
homogene lerngruppen ...



Unterschiedliche Formen offenen Arbeitens im Unterricht
Tagesplan - Wochenplan - Jahresplan
  • Den Schüler/innen werden Pläne zur Verfügung gestellt, die bestimmte Aufgaben beschreiben und gleichzeitig den Zeitrahmen für diese Arbeiten zur Verfügung stellen.
  • Die Inhalte der einzelnen Arbeitsaufgaben können aus mehreren Fächern zusammengestellt werden und müssen keinen inneren Bezug haben.
  •  In der Regel ist die Abfolge der Erledigung freigestellt.
  •  Der Endzeitpunkt der Gesamtfertigstellung ist festgelegt.
  •  Entsprechend der Terminologie bezieht sich
  • der Tagesplan auf Arbeiten, die an diesem Tag zu erledigen sind,
  • der Wochenplan auf Aufgaben, welche für begrenzte Zeiträume in einer Woche angelegt sind
  • der Jahresplan auf Inhalte, die innerhalb eines (Schul-) Jahres zu bearbeiten sind (ähnlich den Inhalten eines Stoffverteilungsplanes).
  • Der Inhalt beschränkt auf selbst zu erarbeitende Inhalte (lehrgangsbetont oder projektartig) und selbstverständlich auf Übungsteile, die ohne direkte Anweisung der Lehrkraft erledigt werden können. Auch reproduktive Arbeiten oder praktische Arbeiten finden hier ihren angemessenen Stellenwert.
  •  . . .

Ein Tagesplan, Wochenplan oder Jahresplan sollte Auskünfte geben über

  • den Inhalt der Arbeit (was muss ich tun?)
  • die Möglichkeiten der Arbeit (was kann ich tun?)
  • die Art der Arbeit / Vorgehensweise (wie kann ich arbeiten / vorgehen?)
  • Arbeits- und Lösungshilfen (Was benötige ich für die Arbeit / Lösung der Aufgaben?)
  • die Zeitdimension (wann arbeite ich an diesem Plan?)

Freiheit besteht meist

  • in der Abfolge der zu erledigenden Arbeiten
  • der Gestaltung / Einteilung der Arbeitszeit im vorgegebenen Rahmen
  • der Verwendung der Zeit , die für einzelne Aufgaben aufgewandt wird (im vorgegebenen Gesamtrahmen)

Es können mit dem Tages-, Wochen- oder Jahresplan

  • Schüler/innen ihr Arbeitstempo in bestimmtem Rahmen selbst bestimmen
  • Zur gleichen Zeit unterschiedliche Dinge im Klassenzimmer getan werden
  • Zum Teil auch durch Auswahl selbst Schwerpunkte gesetzt werden
  • Schüler ihrem eigen Lerntempo und Lernrhythmus nachgehen
  • Schüler selbst ihren Lernrhythmus (Anspannung - Entspannung) bestimmen
  • Individuelle Interessen und Motivationen teilweise berücksichtigt werden


Freie Arbeit - Freiarbeit

Es gibt wohl kaum eine Unterrichtsform, die so unterschiedlich definiert wird wie die Freie Arbeit.

Das Begriffpaar beinhaltet Freiheit und Arbeit.
Damit lässt sich die einfachste Form ebenso beschreiben wie die Höchstform der Freien Arbeit.

Die einfachste Form gibt Freiheit in der Abfolge, in der Art oder sonst wie; die Höchstform der Freien Arbeit verlangt vom Lernenden, dass er sich selbst eine Fragestellung oder ein Ziel sucht, sich einen Plan zur Erarbeitung dessen erstellt, sich gegebenenfalls die geeigneten oder passenden Mitarbeiter sucht, alles bearbeitet und am Schluss auch sein Ergebnis entsprechend vorstellt oder würdigt. Studierfähigkeit ist dafür der richtige Name!


Das Lernen an Stationen (und verwandte Arbeitsformen)

In dieser Lernform sollen die individuellen Voraussetzungen der Schüler/innen berücksichtigt und selbstständiges Arbeiten in unterschiedlichen Lern- und Sozialformen ermöglicht werden:

a) Die Lehrkraft setzt durch ein Angebot von selbständig zu bearbeitenden Lernstationen den inhaltliche Rahmen. Dies kann ein bestimmtes Teilgebiet (eine Lerneinheit) aus einem Fach ebenso sein, wie ein eher projektartiger Zugang für fächerverbindende oder fächerübergreifende Themen.

b) Das breite Angebot berücksichtigt möglichst viele Voraussetzungen der Schüler/innen und die unterschiedlichen Denk- und Lernebenen.

c) Eine ausreichende Bearbeitungsdauer ermöglicht jedem Lernenden eine positive und angemessene Lern- und Arbeitssituation.

d) Das Stationsangebot hilft

  • eine angefangene Arbeit auch fertig zu stellen,
  • Lernenden, sich in vorgegebenen Strukturen zu orientieren,
  • miteinander zu arbeiten,
  • sich selbständig für Aufgaben zu entscheiden,
  • untereinander Argumente und Hilfen auszutauschen,
  • die Arbeit und Ergebnisse selbst zu verantworten,
  • sich auch abzugrenzen lernen,
  • sich auf etwas zu konzentrieren.

e) Es werden Möglichkeiten geschaffen, genau zu beobachten, Schlussfolgerungen anzustellen, zu denken, also das Lernen zu lernen.

f) Es werden neben der Inhaltsebene unterschiedliche Denk- und Lernweisen angeregt, zur Erprobung angeboten und natürlich in Gesprächsphasen auch reflektiert.

Ursprung und Beschreibung der Arbeitsform:
Vom Sport kennen wir das Circuit-Training: In kurzer Zeit werden viele unterschiedliche Übungsformen aneinandergereiht, die durch ein Zeitsignal abgebrochen/ fortgesetzt werden. So wurden auch die ersten Lernzirkel gestaltet, stark in Anlehnung an das Circuit-Training im Sport. Beim selbständigen Erarbeiten oder beim vertiefenden Bearbeiten von Inhalten sowie beim effektiven Üben mussten die aus dem Sport bekannten Rahmenbedingungen abgewandelt und verbessert werden. Um sich vom reinen Übungsdenken abzugrenzen, hat sich die Arbeitsform unter dem Begriff "Lernen an Stationen" etabliert. ((7) -Bauer, Seite 58 ff)

Äußerer Rahmen und Ordnungskriterien:
Den Schülerinnen und Schülern ermöglichen von der Lehrkraft oder von anderen Schülern gefertigte Arbeitsstationen, in ihrem Tempo und mit ihren individuellen Voraussetzungen selbständig zu lernen und zu üben, sie zu erarbeiten oder zu vertiefen.
Dazu sind

  • (meist schriftliche) Arbeitsaufträge bereitgestellt, die den Lernenden Anregungen geben,
    - Hilfen bereitstellen und selbstverständlich auch offenere Zugangsweisen und unterschiedliche Ergebnissicherung zulassen.
  • Die Beachtung der Unterschiedlichkeit von Menschen und auch die ästhetisch ansprechende und vorbildhafte Gestaltung beschreiben weitere wesentliche Merkmale der Arbeitsaufträge.
  • Die Lernenden erhalten durch klare Kennzeichnung von Teilgebieten (beliebige Symbolik, Verwendung von farbigem Papier usw.) auch eine Ordnungsstruktur des Inhalts verdeutlicht.
  • Die Arbeitsaufträge beschreiben (gerne auch in Bildern), was zu tun ist oder in welchem Rahmen sich das Tun bewegen soll, ggf. wo und wie Ergebnisse festzuhalten sind, einfach alles, was im linearen Vorgehen im Unterricht den Schülern (häufig) verbal erklärt wird.
    Arbeitsaufträge/ -stationen liegen oder hängen im Raum aus
  • und werden von den Schüler/innen dort oder an ihrem Arbeitsplatz
  • in selbst gewählter Reihenfolge und
  • innerhalb eines individuell gestalteten Zeitrahmen bearbeitet.

Zeitrahmen / Auswahlangebot:
Das Lernangebot einer ganzen Unterrichtseinheit, Übungssequenz oder der Rahmen für projektartiges Vorgehen, wird insgesamt für 3 bis etwa 15 Unterrichtsstunden zur Verfügung gestellt. Drei Unterrichtsstunden sind m.E. die Untergrenze um die erwähnten Gesichtspunkte zu berücksichtigen; 15 Unterrichtsstunden entsprechen z.B. bei einem 5-stündigen Unterrichtsfach etwa 3 - wöchiger Bearbeitungszeit. Dies sollte die Obergrenze für eine Unterrichtseinheit darstellen. Entscheidend ist, daß 1, max. 2 Unterrichtsstunden "am Stück" eine Arbeitsphase bilden, frei nach dem Motto: "aufhören, wenn es am schönsten ist!" Nachdem unterschiedliches Arbeiten aus vielen Gesichtspunkten heraus ermöglicht wird, ist ein Auswahlangebot unabdingbar.

Die quantitative und qualitative Obergrenze des Angebots orientiert sich dabei

  • an den Möglichkeiten der Lehrkraft und
  • an den unterschiedlichen Zugangsweisen, die berücksichtigt werden sollen. Die Bearbeitung selbst soll sowohl den leistungsfähigsten Schülern gerecht werden und gleichzeitig über die Minimalanforderung auch den Leistungsschwächsten berücksichtigen.

Oft wird befürchtet, daß unwillige Schüler/innen diese Offenheit dazu nützen, sich konstant (verdeckt) vor der Arbeit zu drücken o.ä. ("Tagdiebe") Die Erfahrung zeigt, daß dies selten vorkommt und durch die Selbstverantwortung auch für dieses "Tun" nur zeitlich begrenzt auftaucht. Allerdings wird Nichtstun offensichtlicher als in bisherigen eher lehrerzentrierten Unterrichtsformen. Wichtig ist, daß derartige Beobachtungen den Schülern rückgemeldet und ihnen ggf. Hilfen angeboten werden. Offenheit und Unterschiedlichkeit der Angebote steigert die Motivation und Arbeitsbereitschaft. Notwendige Grundinformationen sind als Pflichtstationen deklariert. Gesprächsrunden ermöglichen anderen etwas zu zeigen, zu erklären oder selbst Fragen zu stellen und beeinflussen den Lernprozeß; sie unterstützen das Miteinander und Voneinander in der Klassengemeinschaft.

Hauptgesichtspunkte für die Gestaltung von Arbeitsaufträgen:
Alle Gesichtspunkte der unterschiedlichen Lern- und Denkarten, biologisch bedingte Dominanzen, einfach

  • möglichst alle die individuellen Voraussetzungen der Schüler sollten hier beachtet werden.
  • Zusätzlich geben die Bruner'schen Grundvorstellungen weitere wichtige Anregungen:
    Nach Bruner (8) laufen Lernprozesse dann optimal ab, wenn sie die drei Repräsentationsebenen enaktiv, ikonisch, symbolisch berücksichtigen und damit Bearbeitung auf der Handlungsebene, der bildlichen Darstellung und der Beschreibung in symbolischer Form (als Text, Lehrsatz, Formel usw.) ermöglichen. Beim Umarbeiten von einer Repräsentationsform in die andere, findet Lernen in optimaler Form statt: z.B.: Texte in graphische Darstellungen oder Handlungen umsetzen oder umgekehrt, Handlungen bildnerisch darstellen oder bildliche Darstellungen in Handlungen umsetzen usw.

Immer dieselbe Form (hier ist eine Aufgabe, suche die Lösung) in nur anderen Verpackungen anzubieten stellt seltenst optimales Lernen dar, höchstens optimales, motiviertes Beschäftigen. Lernen an Stationen verlangt mehr als diese eingeschränkte Form schulischer Arbeit.

Das Lernen an Stationen ermöglicht deutlich höhere Anteile praktischen Arbeitens und Lernens durch den Einsatz von Materialien, die bisher eher Demonstrationszwecken dienten.

  • Verschiedene praktische Tätigkeiten können an Einzelstationen vielen Schüler/innen ermöglicht werden.
  • Innerhalb der Gesamtbearbeitungszeit wird derartige Auseinandersetzung und genaues Beobachten individuell ermöglicht und gewährleistet auch bei geringer Materialausstattung ein handlungsorientiertes Arbeiten für viele.
  • Zusätzlich sind Ausschnitte aus Büchern, Kopiervorlagen, Filme, Bilder, Ergebnisse von Mitschülern usw. Grundlagen von Arbeitsstationen.
  • Meist genügt dabei das Hinzufügen eines konkreten Arbeitsauftrags oder einer Anregung.Hilfen sind unabdingbar, wenn die selbständige Bearbeitung gefördert und auch weitgehend erreicht werden soll, Hilfen in Form von Hinweisen oder Verweisen auf Ansätze, Verfahren o.ä. (wo und wie der Lernende selbst Hilfe findet) bei der einzelnen Station (auch wer "es" noch nicht kann, sollte mit diesen Hilfen selbständig weiterkommen.).

Rolle der Lehrerin, des Lehrers.
Ein Großteil der Arbeit liegt in der Aufarbeitung der Lerninhalte. Dies erfolgt meist außerhalb des Unterrichts als Vorbereitung. Dafür ist Zeit notwendig. Der Zeitaufwand für Vorbereitung steigt, der Energieaufwand ist im Unterricht dagegen jedoch deutlich geringer. Im aktuellen Unterricht laufend alle Schüler auf die Lehrperson oder das gleichschrittige Vorgehen zu konzentrieren erfordert viel mehr Energie.
Im Unterricht selbst, oder besser "während der Arbeitsphasen in der Schule", entstehen Zeiten,

  • um sich mit einzelnen Schülern zu beschäftigen und
  • vor allem um zu beobachten.
  • Hier können Lernprozesse beobachtet werden, nicht nur Lernergebnisse,
  • Hilfen angeboten und
  • durch die Beobachtung auch Bewertungen und Leistungsbeurteilungen kontinuierlich stattfinden.
  • Positive Bewertungen stehen im Vordergrund, Negativrückmeldungen als versteckte Appelle oder "Motivationshilfen" werden vermieden.

Abgewandelte Formen, in der Regel mit eingeschränkteren Ansprüchen sind

  • Das Zirkeltraining: Die Angebote beschränken sich meist auf Übungsangebote und berücksichtigen die individuellen Voraussetzungen und Zugänge der Schüler weniger.
  • Im Mittelpunkt stehen häufig ähnliche Übungen in unterschiedlichen Verpackungen. 
  • Dies ist teilweise auch an der Benennung der Stationen zu erkennen: "Puzzle" "Legespiel" usw.
  • Die Lerntheke: Ein breiteres Arbeitsangebot wird ähnlich dem Lernen an Stationen an einem bestimmten Ort (der Lerntheke) im Klassenzimmer bereit gestellt und nacheinander bearbeitet.
  • Die Werkstatt: Von Jürgen Reichen geprägt, in der Schweiz auch weit verbreitet, besteht ebenfalls aus Aufgabenstellungen, die fächerübergreifend einem Thema gewidmet sind. Im Mittelpunkt steht hier das Thema und die Offenheit in der Bearbeitung der Aufgabenstellung, die in der Regel von je einem "Experten" betreut wird. Diese/r arbeitet sich als erste/r mit Hilfe der Lehrkraft in seine "Expertenstation" vertieft ein und bewertet in der Höchstform die Arbeit der anderen Kinder bei dieser Arbeitstation auch abschließend.


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